Standortfaktor Strom am Beispiel Greiner
Axel Kühner, CEO der Greiner Holding AG, betonte die hohe Bedeutung einer sicheren und qualitativ hochwertigen Stromversorgung für die Industrie und deren Wettbewerbsfähigkeit sowie als Entscheidungsfaktor für Betriebsansiedlungen. Österreich sei in dieser Hinsicht ein Topstandort – noch. In der Produktion von Joghurtbechern – die Greiner Holding produziert davon 16 Mrd. Stück im Jahr – bedeute ein dreiminütiger Stromausfall eine vierstündige Drosselung der Produktion.
Wolfgang Urbantschitsch, Vorstandsdirektor des heimischen Regulators E-Control Austria, verwies auf eine Neudefinition des Begriffs „Versorgungssicherheit“. Nicht mehr Energiemangel ist ein Bedrohungsszenario, sondern die ständige Gewährleistung von Netzsicherheit und Systemstabilität. Er unterstrich die Erfolgsbilanz der Strommarktliberalisierung und die Versorgungssicherheit auf einem europäischen Top-Level.
Susanne Nies, Leiterin der Corporate Affairs bei der ENTSO-E, sieht Europa in Sachen Liberalisierung und Vereinheitlichung der Energiepolitik auf Kurs. Die neu geschaffenen Institutionen wie ACER (europäisches Kooperationsgremium der Regulatoren) oder die ENTSO-E (Vereinigung europäischer Übertragungsnetzbetreiber) leisten ihren Beitrag dazu. Auch Nies sieht die zentrale Herausforderung für die Stromnetzbetreiber in der Erhaltung der Systemstabilität in einem künftig wesentlich volatileren und flexibleren Energieversorgungssystem. Sie bedauert eine teils kleinkarierte Herangehensweise an das Thema in manchen Bereichen.
Jürgen Schneider, Bereichsleiter im Umweltbundesamt, verwies auf den vermeintlichen Zielkonflikt zwischen Klimaschutz und einer funktionierenden wie auch leistbaren Energieversorgung. Eine vollständige Transformation des Energieversorgungssystems in Richtung erneuerbarer Primärenergieträger hält er im Lichte der Klimaschutzziele nicht nur für unbedingt nötig, sondern auch für realisierbar. Unbedingte Voraussetzung dafür sind laut Schneider nicht nur der weitere Ausbau der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten, sondern insbesondere massive Investitionen in die Übertragungs-, Verteilungs- und Speicherinfrastruktur.