Die Zukunft des Radios - der Faktencheck. Warum Digitalradio in Österreich erfolgreich sein wird.

Wolfgang Struber
Wolfgang Struber, Digitalradio Österreich

Von Wolfgang Struber.

Wenn die Gattung Radio im Zeitalter technischer Konvergenz als Massenmedium mit Entwicklungsperspektive überleben will, dann muss sich auch das Radio der Digitalisierung öffnen. Terrestrisches Radio ist die einzige, universelle Technologie, die allerorts frei empfangen werden kann. Radio ist die einzige Plattform, die Dienste im öffentlichen Interesse bieten und verbreiten kann. In seiner analogen Form gibt aber es keine weiteren Entwicklungsmöglichkeiten.

 

  • Die Mediengattung „Hörfunk“ ist der letzte Rundfunkbereich in Österreich, der noch nicht digitalterrestrisch ausgestrahlt wird. Der europäische Trend zeigt eine klare Entwicklung zur Digitalisierung mittels des Hörfunkstandards DAB+,
  • DAB+ bietet technische, ökonomische, ökologische und medienpolitische Vorteile
  • Republik Österreich ermöglicht grundsätzlich mit dem Digitalisierungskonzept 2015/16 diese europaweit abgestimmte „Frequenzplanung“ auch hierzulande.

Warum ist das so?

Am Radiomarkt herrscht absoluter Stillstand. 20 Jahre nach der Geburtsstunde des dualen Rundfunks besteht nach wie vor eine monopolartige Marktsituation durch 73 Prozent Marktanteil des ORF. Etablierte gebietsbeherrschende Rundfunkanbieter, die über ausreichende Übertragungskapazität mittels UKW-Frequenzen verfügen, haben aus der gewachsenen Marktsituation heraus keine ökonomischen Gründe auf eine moderne, kostengünstige Plattform umzusteigen.

Dem gegenüber stehen Rundfunkanbieter, die bei UKW nicht oder nicht ausreichend zum Zug kommen und denen eine geeignete Alternative für die Ausstrahlung ihres Programmes bzw. die Gestaltung von weiteren bundesweiten Radiostationen (derzeit stehen im dualen System drei öffentlich-rechtliche Stationen und eine kommerzielle Station bundesweit zur Verfügung) fehlt.

Die Folge: Man argumentiert sich um Kopf und Kragen gegen die Einführung von DAB+ in Österreich. Man bringt Fehlinformationen und zitiert Mythen, die von den eigentlichen Fakten ablenken. Prüfen wir 10 Mythen im Digitalradio-Faktencheck! Und erfahren Sie, warum DAB+ in Österreich erfolgreich sein wird.

 

Mythos oder Wahrheit? Der Faktencheck:

Fakt: DAB+ ist bereits heute europaweit der Standard für digitale terrestrische Radioübertragung

DAB+ ist die digitale terrestrische Übertragung von Radiosignalen. Der Digitalradiostandard DAB+ bietet einen sehr effizienten Weg, terrestrischen Hörfunk störungsfrei auszustrahlen und kann im Gegensatz zu UKW nicht nur Audiosignale übertragen, sondern auch andere Daten wie Texte, Bilder und interaktive Elemente.

Österreich ist der weiße Fleck auf Europas Landkarte. Nehmen wir die Schweiz mit 8 Mio. Einwohnern und somit mit Österreich vergleichbar und die führende Digitalradio-Nation: 45 von 100 Radiominuten werden digital gehört, mehr als die Hälfte davon via DAB+. Es gibt 1,9 Mio. Empfangsgeräte, mit denen 99 Prozent der Bevölkerung erreicht werden.

In der Schweiz ist der Schulterschluss zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten gelungen und hat die Chance für eine zukunftssichere Neuausrichtung ergriffen. Bundesministerin Doris Leuthardt hat 45 Mio. Franken für die Umstellung von UKW auf DAB+ in Aussicht gestellt. Der Großteil soll Radiostationen zukommen 10 Mio. in eine breite Info-Kampagne. In vier Jahren – 2020 – sollen alle öffentlich-rechtlichen Programme auf DAB+ umgestellt sein.

Wer im digitalen Medienzeitalter auf europäischer Ebene eine Rolle spielen möchte, kommt um DAB+ nicht herum.

Faktum: DAB+ bietet nicht nur mehr Programm, sondern mehr Service, Unabhängigkeit und Sicherheit

Mit dem Inkrafttreten des Privatfernsehgesetzes 2001 wurde die KommAustria als Regulierungsbehörde geschaffen. Ihr gesetzlicher Auftrag ist es, für mehr Medienvielfalt in Österreich zu sorgen. Diesem Auftrag ist sie im Mai dieses Jahres nachgekommen und hat ein aktualisiertes Digitalisierungskonzept „zur Einführung, zum Ausbau und zur Weiterentwicklung von digitalem Rundfunk“ verabschiedet. Wörtlich heißt es darin: „Diese Verordnung bestimmt die Grundsätze für die Einführung von digitalem terrestrischem Hörfunk für den Zeitraum vom 1. Mai 2015 bis zum 30. April 2017.“ Die KommAustria hält darin an DAB+ als digitalen Übertragungsstandard fest.

Die Digitalisierung der Rundfunkübertragung von Fernseh- und Radioprogrammen im Laufe der vergangenen Jahre bedeutet einen Gewinn für Konsumenten, für Unternehmen im Bereich der elektronischen Medien. Für die Konsumenten heißt Programmvielfalt auch Zugang zu deutlich mehr Informationen und damit zu mehr Meinungsvielfalt.

Was ist nun der Mehrwert von digitalem terrestrischem Hörfunk?

  • Das Ende der Frequenzknappheit

  • und damit deutlich mehr Vielfalt an Programmen, Medien und Meinung

  • Mehr Zusatzdienste und Interaktivität

  • Deutlich bessere Empfangsqualität (rauschfrei) und einfacher in der Sendersuche

Derzeit sind 88 Radiosender in Österreich auf UKW on air - davon 12 ORF-Radios, 76 private. Von den 76 privaten Stationen haben die meisten nur kleinste Sendegebiete – bundesweit ist nur ein einziges privates Programm verfügbar. Die Hörerreichweiten stellen sich aber genau umgekehrt dar: die wenigen ORF-Sender erreichen 73 Prozent Marktanteil. Das ungleiche Kräfteverhältnis ist seit Jahren unverändert.

Seit Beginn von Digitalradio in Österreich im Mai diesen Jahres sind 15 zusätzliche Programme auf Sendung, betrieben von bekannten Radiosendern wie Radio Arabella (zweitgrößter Privatradiosender in Österreich), Radio Energy, Lounge FM bis hin zu Special-Interest-Sendern wie dem Klassiksender Radio Stephansdom oder christlichen Sendern wie Radio Maria.

Aber auch Radio-Newcomer sind on air: Radio Technikum, ein Radiosender der FH Technikum Wien, oder Herold Relax von Herold.at. Die Programmlinien reichen von Klassik über Rock, Schlager, Filmmusik, „jugendfreies“ Radio bis religiöse Inhalte.

Eine zeitgemäße, zukunftssichere nationale Senderinfrastruktur ist für eine Demokratie systemrelevant. Nicht zuletzt ist die Sicherung der Unabhängigkeit des Rundfunks im Bundesverfassungsgesetz festgehalten. Digitalradio ist ein Gewinn für die Demokratie.

Fakt: DAB+ macht Mediengattung Radio fit für die Zukunft

Eine kleine Rechnung:

  • Das klassische Radiohören ist ungebrochen das meistgenutzte Medium der Österreicher: 191 Minuten täglich, mehr als 3 Stunden

  • Radio ist also der wichtigste Tagesbegleiter der Österreicherinnen und Österreicher

  • 191 Radiominuten täglich entsprechen mehr als 300.000 Terabyte Netto-Daten pro Jahr, das entspricht dem 3-fachen mobilen Datenvolumen 2013 in ganz Österreich (Quelle: Thomas Sommer/FH Technikum Wien)

 

Diese Rechnung zeigt deutlich die technologischen Grenzen von Webradio. Bezieht man die Kosten für Streaming-Dienste mit ein, wird es noch deutlicher:

  • Der Kunde zahlt für Web-Radio: die Nutzung der App, die Inhalte, die Netzgebühren, die Datenpakete, den Handyvertrag. Web-Radio ist nicht „free-to-air“, sondern es verdienen eine Reihe Telekommunikationsanbieter dazwischen mit

  • Auch für den Programmanbieter geht Streaming ins Geld: Die Übertragungskosten „one-to-one“ steigen mit wachsender Userzahl: Studien zufolge ist die Radioübertragung via Internet um den Faktor 40 teurer als UKW, um den Faktor 400 teurer als DAB+ (Quelle: „Wissenswertes über Digitalradio, Willi Schreiner)

Internet ist kein Ersatz für terrestrisches Radio, sondern eine Ergänzung, die unserem hybriden Medienverhalten entspricht: individuell, unterwegs, fragmentiert, sozial und interaktiv. DAB+ ist der nächste technologische Schritt für die zukunftstaugliche Übertragung eines Massenmediums. Radio wird langfristig nur in einem Ökosystem DAB+ und IP erfolgreich sein – mit UKW als Übergangstechnologie.

Fakt: DAB+ bietet eine absolut perfekte HiFi Klangqualität

Klangqualität ist den Österreichern im Home-Cinema enorm wichtig. Laut Umfragen ist für 62 Prozent ein perfekter Sound das wichtigste Kriterium für den Musikgenuss zuhause. Das spiegeln auch die Absatzzahlen von Audio-Devices für das Wohnzimmer wider. Lautsprecher verzeichnen zum Beispiel ein Umsatzplus von 11 Prozent.

Erstmals zieht mit DAB+ Radio in High-End-Soundqualität ins Wohnzimmer ein – eine neue, hochinteressante Zielgruppe für Programmanbieter.

Daher ist keine Überraschung, dass ausgerechnet ein Klassiksender – der deutsche Privatsender Klassik Radio – die Abschaltung von UKW in Deutschland einläutet. Vor wenigen Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, doch auch im Hör­funk­bereich geht die Ent­wicklung ganz klar in Richtung Digi­tali­sierung.

DAB+ bietet glasklaren und rauschfreien Klang in 5.1 Surround-Tonqualität.

Fakt: Bereits jedes dritte verkaufte Gerät ist DAB+ fähig

Kaufen Österreicher noch Radiogeräte für zuhause? Kaufen sie DAB+ fähige Radios? Die Antwort fällt eindeutig aus:

Der in Berlin auf der IFA 2015 vorgestellte Digitalisierungsbericht der Medienanstalten zeigt, dass die Deutschen nach mehr, nach besserem Radio verlangen: auch dort sind 10 Prozent der Haushalte „DAB+ fähig“. Mit 33 Prozent (oder plus 1 Million Geräte) ist das der stärkste Wachstumstreiber unter den portablen Geräten. Bei Ersatzgeräten geht der Anteil von reinen UKW Geräten zurück.

Auch in Österreich sind Radiogeräte in der Unterhaltungselektronik ein kleines, aber stückmäßig ein interessantes und wachsendes Segment. Radiohören gehört also weiterhin fest zum täglichen Medienkonsum der Österreicher. Es sind mittlerweile etwa gleich viele DAB+ fähige Radios gelistet wie reine UKW. Der Trend geht klar in Richtung hybride Geräte, die sowohl analoge als auch digitale Signale empfangen können. Damit können die Österreicher ihre gewohnten UKW-Programme, aber auch die neuen Digitalradio-Programme empfangen. In Summe sind rund 400.000 DAB+ fähige Radiogeräte in Umlauf, womit statistisch jeder zehnte österreichische Haushalt für den Empfang einer deutlich größeren Auswahl an Radioprogrammen gerüstet wäre.

Ein weiterer Meilenstein ist das erste DAB+ fähige Smartphone LG Stylus 2, das im März 2016 von LG in Paris vorgestellt wurde. Ein integrierter Empfangs-Chip und userfreundliche, individualisierbare App machen aus dem Smartphone ein kleines Radio, das exzellente DAB+ Klangqualität bietet und dabei im Gegensatz zu Internetradio keine Daten streamt. Durch den störungsfreien und klaren Radioempfang wird mit diesem universellen Gerät ein tolles Hörerlebnis geboten, was viele wieder dazu bringen wird, begeistert mit dem Smartphone auch Radio zu hören.

Fakt: Ein Großteil der Fahrzeughersteller bieten bereits jetzt DAB+ als weiteren Premiumdienst an

Wird im Auto noch Radio gehört? Ja. 99 Prozent der Autofahrer hören Radio, stellt eine Umfrage der Allianz 2015 fest.

Die Zukunft des Autos ist selbstfahrend und vernetzt. Ein digitaler Radiostandard, auf dem auch Daten übertragen werden können und sich nahtlos in das vernetzte Cockpit des Fahrzeugs und in die Verkehrstelematik des Umfelds integriert, ist für die Autoindustrie sowie die GPS Hersteller hochgradig interessant.

DAB+ ist dank innovativer Verkehrsinformationstechnologien hochgradig interessant für die Autoindustrie. Autoradio gilt als wichtiger Gradmesser für den Erfolg von DAB+. Jedes 20. neu zugelassene Fahrzeug in Deutschland verfügt bereits über ein Digitalradio, Tendenz steigend. bei BMW zählt DAB+ seit 2014 erstmals bei allen Modellen zur Standardausstattung. Audi und VW ziehen nach. Andere Marken bieten DAB+ Radios als weitere Premiumdienst bereits bei Einstiegsmodellen in der Standardausstattung an.

Am letzten Automobilworkshop in Zürich betonte Mariano Tschuor von der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG): "DAB+ ist die Zukunft, weil es verlässlich ist."

Fakt: DAB+ optimiert den Verkehr und ist ein volkswirtschaftlich relevanter Faktor

TPEG ist ein europäischer, digitaler Standard für die Übertragung von Echtzeit-Verkehrsinformationen mit bisher ungeahnter Genauigkeit und Schnelligkeit. Verkehrsinformation quasi auf den Meter genau in Echtzeit. Nicht nur lebensrettend bei Geisterfahrermeldungen, Stauwarnungen oder Glatteisgefahr, sondern ein in Zahlen messbarer Faktor, wenn man die Vermeidung von Verkehr in Betracht zieht.

Der Deutsche steht durchschnittlich 38 Stunden pro Jahr im Stau, der Stuttgarter sogar 59 Stunden. Der Schaden, der durch die unproduktiv Zeit im Auto verbracht wird, lässt sich beziffern: 7,5 Mrd. Euro gesamt oder mehr als 500 Euro pro Haushalt. Laut einer Studie der EU-Kommission wäre ein Drittel der Unfälle auf Autobahnen vermeidbar, wenn intelligente Assistenzsysteme den Fahrer rechtzeitig warnen würden.

Was kann TPEG, das im DAB+ Übertragungsstandard enthalten ist, in Sachen Verkehrsreduktion und damit auch Verkehrssicherheit leisten? Die FH Technikum Wien entwickelt gemeinsam mit der ASFINAG am Standard TPEG federführend mit. TPEG wird ein Meilenstein für Smart-Mobility-Lösungen sein. Infos über Staus, ideale Reisezeiten, Parkplätze, Geisterfahrer oder Schnee auf der Fahrbahn werden metergenau abrufbar sein. Die Daten werden automatisch generiert und eingespielt und müssen nicht händisch zum Beispiel von Blaulichtorganisationen weitergegeben werden. GPS-Hersteller haben die Grenzen von mobilen Daten-Überragungsraten erkannt und spielen große TPEG-Datenmengen bereits über DAB+ ein.

Was die Verfügbarkeit von DAB+ in Tunnels betrifft, ist die Politik gefordert. Die Schweiz – ein Tunnelland – macht es vor: die wichtigsten Schweizer Tunnels werden bis 2018/19 umgerüstet. Technologisch ist es gelöst.

Möchte die österreichische Politik mehr Sicherheit auf den Straßen, weniger Verkehrsaufkommen, weniger Unfallopfer und entsprechend hohe Einsparungen erzielen, führt an DAB+ kein Weg herum.

Fakt: Zivilschutz im 21. Jahrhundert basiert auf DAB+

Zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit: Das Hochwasser in Bayern im Jahr 2013 hat gezeigt: kleinzellige Mobilfunknetze und Stromversorgung fallen schneller aus. Akkubetriebene Geräte wie Radios hielten deutlich länger – bis zu 7 Tagen – durch.

Bombenanschlag beim Marathon in Boston, ebenfalls 2013. Die amerikanischen Sicherheitskräfte schalteten das Mobilfunknetz ab, um mögliche Fernzündungen zu verhindern. Eine Information der anwesenden Bevölkerung konnte über diesen Kanal nicht mehr ausgespielt werden.

Im Extremfall – Hochwasser, Unwetter, Terroranschläge oder Chemieunfälle – müssen absolut zuverlässige Informationskanäle zur Verfügung stehen, die eine genaue, zeitnahe und exakte Information der betroffenen Bürger ermöglichen. Mobilfunknetze erweisen sich als die eigentlichen Schwachstellen.

EWF (Emergency Warning Functionality) bringt den Zivilschutz ins 21. Jahrhundert. Im Falle einer Katastrophe werden Warnmeldungen ähnlich einem normalen Radioprogramm zusätzlich via Digitalradio ähnlich wie Verkehrsdurchsagen unterbrochen. Neben Audio auch detaillierte Anweisungen in mehreren Sprachen, im Journaline Modus als Text und Bild auf den Displays.

Erste Tests mit den Wiener Einrichtungen – von der Katastrophenzentrale bis zu Einsatzkräften – werden im Rahmen des DAB+ Pilotbetriebs im Großraum Wien durchgeführt.

EWF und TPEG machen deutlich, dass der Aufbau eines digitalen, leistungsfähigen, zuverlässigen Rundfunksendernetztes ein Infrastrukturprojekt im öffentlichen Interesse ist. DAB+ ist damit nicht nur ein medienpolitisches, sondern ebenso ein verkehrspolitisch und sicherheitspolitisches Thema.

Fakt: DAB+ kostet einen Bruchteil der Verbreitung von analog terrestrisch

Der Betrieb des UKW-Sendenetzes ist teuer  – eine flächendeckende Abdeckung beläuft sich für ein Programm auf mehrere Millionen Euro. Die digitale Verbreitung ist gegenüber der analogen Technik deutlich günstiger und energieeffizienter: Da digitales Broadcasting je nach Audioqualität ca. 12 bis zu 18 Programme pro Sender ermöglicht, ist der Betrieb eines einzelnen Programms deutlich günstiger und auch für kleinere Anbieter interessant.

Ein signifikanter Vorteil für die Rundfunkbetreiber liegt in der gemeinsamen Nutzung der Sendernetzinfrastruktur, wodurch sich die Kosten für den Betrieb eines einzelnen Programms auf einen Bruchteil der UKW-Verbreitungskosten reduzieren. Dies spart entsprechend Energie und bedarf weniger Sendeanlagen, womit Digitalradio im Standard DAB+ auch gerne als „green radio“ bezeichnet wird.

Die Kosten für den Betrieb eines österreichweit flächendeckenden UKW Senders liegen großzügig gerechnet beim Faktor 10:1 im Vergleich zu DAB+. Die Kosten für eine gute österreichweite Ballungsraum-Versorgung mit DAB+ würden sich pro Programm auf rund 130.000 Euro pro Jahr belaufen. (Schriftenreihe RTR)

Fakt: Bundesweit ausgestrahltes Digitalradio regelt die Hörfunklandschaft völlig neu

DAB+ läutet eine neue Medienlandschaft im Hörfunk ein. Die bisher geltende „Marktordnung“ – unter  Anführungszeichen -, die gleichbedeutend mit Innovationsfeindlichkeit und völliger Austrocknung des Radiomarktes ist und auf Jahrzehnte hin gesichert schien, löst sich auf. 18 neue Programme auf DAB+, wo bisher nur 1 Programm gesendet werden konnte, zeigt, welche Dynamik auf Österreich zukommt.

Eine besondere Erkenntnis des jüngsten Digitalisierungsberichts der Landesmedienanstalten zeigt, dass entgegen den Erwartungen beim DAB-Empfang das Schwergewicht der Early Adopter bei den Jüngeren liegt. Mit 16 Prozent liegt die Altersgruppe der 14-29-Jährigen über dem Durchschnittswert. UKW ist rückläufig und zeigt vor allem bei 14-39-Jährigen eine unterdurchschnittlich häufige Nutzung. DAB+ ist bei allen Altersgruppen unter 50 Jahren relevanter. Ein interessanter Aspekt für die Werbewirtschaft: auch die digitalen Dienste via DAB+ eröffnen neue, interaktive Geschäftsmodelle.

Wie heute schon mehrfach gehört, befindet sich der Hörfunk in einem fundamentalen Wandel. Der Konsument gibt mit seinen Hörgewohnheiten den Takt vor. Österreich darf sich - wie ebenso bereits ausgeführt - bei dieser Neuordnung aber nicht in die Hände von Over-Top-Playern begeben.

Wir dürfen den heimischen Markt für Musik- und Radio nicht marktbeherrschenden Playern in Amerika, China oder Taiwan überlassen. Eines muss uns klar sein: die Spielregeln machen dann nicht mehr länger wir.

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