Jährlich über 4 Mrd. Euro Investitionen in Industrie 4.0

Forscher arbeiten mit 3D-Printer

Die Höhe der Investitionskosten in Industrie-4.0-Lösungen liegt in einem signifikant hohen Bereich. Laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers werden österreichische Unternehmen bis 2020 jährlich rund 4 Mrd. Euro in Industrie-4.0-Lösungen investieren. Unternehmen, Produktionsprozesse, Geschäftsmodelle – die Digitalisierung verändert jeden Bereich nachhaltig. Oft auch so schnell, so disruptiv, dass auch innovationsstarke Industrien vor Herausforderungen gestellt werden. Allerdings ist das Potenzial von Industrie 4.0 gerade für den Standort Österreich von enormer Bedeutung. „Das ist die große Chance, den internationalen Wettbewerb nicht mehr ausschließlich über Standortkosten führen zu müssen, sondern mit Know-how und Innovation erfolgreich zu sein“, hob Lothar Roitner, Geschäftsführer des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie in Österreich, im Interview mit dem "Standard" vor wenigen Tagen den Vorteil des digitalen Wandels hervor.

"Das ist die große Chance, den internationalen Wettbewerb nicht mehr ausschließlich über Standortkosten führen zu müssen, sondern mit Know-how und Innovation erfolgreich zu sein."

Lothar Roitner, FEEI-Geschäftsführer

Laut der Studie werden 85 Prozent der Unternehmen bis zum Jahr 2020 ihre Wertschöpfungsketten digitalisiert haben. Damit verbunden sind auch die Qualifizierung der Mitarbeiter, die die Anforderungen der digitalen Welt bewältigen müssen, und die Gewährleistung von effizienter IT- und Datensicherheit. Eine der größten Herausforderungen, um von der Digitalisierung in größtmöglichem Maß zu profitieren, sind verbindliche, einheitliche Industriestandards. So wird eine unternehmensübergreifende Kommunikation und Kooperation erst möglich. Denn mit digitalisierten Produkten und Services kann Österreichs Industrie 3 Mrd. Euro zusätzlichen Umsatz erwirtschaften. Verbunden mit erwarteten Effizienzsteigerungen um 3,7 Prozent und sinkenden Herstellungskosten von 2,6 Prozent p.a. wird der Standort Österreich im globalen Wettbewerb attraktiver und chancenreicher, weil wertvolle Forschung und Entwicklung in einer heimischen Produktion integriert werden kann.

"Es geht nicht darum, ob Österreich bei Industrie 4.0 dabei sein will oder nicht. Diese Entwicklung findet statt."

Lothar Roitner, FEEI-Geschäftsführer

Roitner ist sich sicher, dass die Produktion ohne Industrie 4.0 nicht in Europa bleiben kann. Führend bei der Digitalisierung sind vor allem die Elektro- und Elektronikindustrie als auch der Maschinen- und Anlagenbau. Über 4 Prozent investieren diese Branchen jeweils in die Zukunftsfähigkeit des Standorts Österreich. Vor allem die Bereiche Planung, Produktion und Fertigung profitieren von volldigitalisierten Prozessen und sorgen für eine bessere Ausschöpfung von knapp werdenden Ressourcen und Energie. Roitner fordert deshalb wiederholt ein starkes Bekenntnis zum heimischen Standort von Seiten der Politik, in dem flächendeckender Breitbandausbau, wichtige Infrastrukturprojekte und notwendige Ausgaben in Bildung, Forschung und Entwicklung nicht dem Rotstift zum Opfer fallen. „Wir wollen den Standort Österreich mit Hilfe von Digitalisierung und Industrie 4.0-Lösungen stärken und die Zukunft für Österreich im globalen Wettbewerb gestalten“, so Roitner, „denn es geht dabei nicht darum, ob Österreich bei Industrie 4.0 dabei sein will oder nicht. Diese Entwicklung findet statt.“

Plattform Industrie 4.0

Der FEEI hat mit dem damaligen Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie, Alois Stöger, die Initiative ergriffen und die Gründung einer gemeinsamen Plattform vorangetrieben. Unter dem Namen „Industrie 4.0 Österreich – die Plattform für intelligente Produktion“ wurde sie im Mai 2015 aus der Taufe gehoben. Dem FEEI und dem Ministerium war es wichtig, dass ein breiter Schulterschluss gelingt. Die digitale Produktion reicht in weite Bereiche – von Big Data bis Arbeitsorganisation –, die in der Plattform diskutiert und wofür Synergien erarbeitet werden sollen.