Automatisierung braucht Menschen

„Die Intelligenz liegt nach wie vor beim Menschen“

Josef Fürlinger ist Geschäftsführer des Regionalen Innovations Centrums, dessen Ziel es ist, qualifizierte Fachkräfte optimal auf die Anforderungen der zukünftigen Arbeitswelt vorzubereiten. Wie er im Gespräch erläutert, zählen dazu im Speziellen auch Digitalisierung, Automatisierung und Industrie 4.0.

1920 in Dresden gegründet, spezialisiert sich Rotax auf die Entwicklung und Produktion innovativer Antriebssysteme. Mit der Standortverlegung ins oberösterreichische Wels im Jahr 1943 wurde es plötzlich in Österreich laut um das Unternehmen. Kein Wunder – denn der Fokus liegt vor allem auf dem Powersportbereich, zu dem unter anderem motorbetriebene Vehikel wie Jetskis, Motorräder und Schneemobile zu zählen sind. 1947 übersiedelte das Unternehmen nach Gunskirchen bei Wels, wo es sich auch heute noch befindet. 350 Motorenmodelle für Freizeitprodukte wie Gokarts und Segelflieger und über sieben Millionen Motoren konnten in den letzten 50 Jahren produziert werden. Doch nicht nur zahlenmäßig möchte man beim oberösterreichischen Unternehmen vorankommen, auch was die Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten anbelangt, geht man in Gunskirchen vorausschauend ans Werk. Aus diesem und mehreren anderen Gründen wurde 2010 das Regionale Innovations Centrum, kurz RIC, gegründet, dem Josef Fürlinger und Richard Winklhofer als Geschäftsführer vorstehen. Hemmschwellen in Bezug auf Automatisierung und Digitalisierung abzubauen und neue Kompetenzen und Qualifikationen zu erwerben, gehören dabei zu den Grundfesten des RIC.

 

„Der Schlüssel zum Erfolg liegt sicherlich in der Qualifikation und der Aus- und Weiterbildung des Unternehmens selbst, aber auch eben in jener der Mitarbeiter. Nur damit wird es möglich, die nächsten Schritte in Richtung Industrie 4.0 zu machen“, erklärt Josef Fürlinger.

„Uns beschäftigen beispielsweise Themen wie kollaborative Robotik, virtuelle Realität oder 3D-Print. Das sind Bereiche, mit denen unsere Lehrlinge bereits arbeiten, an die wir aber auch unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen heranführen, wenn sie sich dementsprechend weiterbilden möchten.“ Die Aus- und Weiterbildungsprogramme der Rotax Academy im RIC wenden sich jedoch nicht nur an interne Mitarbeiter, sondern stehen allen Unternehmen offen. Das ist wichtig, denn wie Fürlinger erläutert, gibt es nach wie vor viele Unternehmen, die ihre Angst vor Veränderung überwinden sollten, um Chancen, die in Digitalisierung und Automatisierung liegen, nicht zu verpassen. „Meiner Ansicht nach geht es sowohl bei der Digitalisierung als auch bei der Automatisierung darum, Prozesse besser und effizienter zu machen, damit es gelingt, Wertströme und Wertschöpfung neu zu gestalten. Mit digitalisierten Verfahrensweisen wird es möglich, individualisierte Produkte herzustellen, und individualisierte Produkte bedeuten grundsätzlich, dass die Supply Chain neu ausgearbeitet werden muss, sodass sich die Produktion künftig im näheren Umfeld befindet. Damit bietet sich für eine Region die Chance, die Wertschöpfung in der Region zu erhalten oder gar auszubauen.“ Dadurch können in der Region Arbeitsplätze geschaffen und der Angst vor Jobverlusten durch Digitalisierung und Automatisierung entgegengewirkt werden. „Vielleicht sollte auch klarer zum Ausdruck gebracht werden, dass es bei der Automatisierung darum geht, Assistenzsysteme zu schaffen und Mitarbeiter am Arbeitsplatz zu unterstützen. Assistenzrobotik ist hier das Stichwort. Diese kommt beispielsweise dann zum Einsatz, wenn schwere Lasten gehoben werden müssen. Solche Aufgaben sollen ruhig Maschinen erledigen, die Intelligenz liegt aber nach wie vor beim Menschen“, erklärt Fürlinger. Die Vernetzung von Systemen, der Einsatz intelligenter Produkte und die Simulation von Prozessen sollen es möglich machen, in Losgröße 1 zu produzieren.

Mag. Katharina Holzinger

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