Global gesehen wächst der mobile Datenverkehr dreimal schneller als der via Festnetz. 2018 werde laut Cisco Visual Networking Index erstmals mehr in mobilen oder kabellosen Netzen gesurft als in Festnetzen. Auch in Österreich spielt das mobile Internet sowohl für Privatkunden als auch für die Wirtschaft eine bedeutende Rolle. 2014 wurden rund 180 Millionen GB via Mobilfunk übertragen. „Mit der Vergabe der Digitalen Dividende I auf 800 MHz konnte mit dem Ausbau des LTE-Netzes begonnen werden. Um auch in Zukunft als Wirtschaftsstandort international konkurrenzfähig zu bleiben, muss die Frequenzvergabe der Digitalen Dividende II im 700 MHz-Band rasch abgewickelt werden“, fordert Margit Kropik vom Forum Mobilkommunikation (FMK). Ein Technologielieferant, der sein Geschäft vor allem mit Kupfer- und Glasfaserprodukten macht, beurteilt die Thematik logischerweise aus einer anderen Perspektive als die Mobilfunker. Mobilfunk sei natürlich eine Option zur Überbrückung von Versorgungslücken, auf leistungsfähige Festnetztechnologien würden Kunden nicht verzichten wollen. Das Überraschende dabei: Obwohl die – im Prinzip nach oben unlimitierte – Glasfaser immer näher an die Haushalte rückt, ist Kupfer längst nicht tot. In den Forschungslabors werden ständig neue Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt. Mit der heute schon verfügbaren G.Fast-Technologie sind bis zu 500 Mbit/s möglich, die nächste Entwicklung ist schon in der Pipeline. Diese Innovationen machen den Breitbandausbau wirtschaftlicher: Denn Glasfaser bis in jeden einzelnen Haushalt auszurollen, das so genannte Fibre to the home (FTTH), wäre teuer. Daher gelten Kombinationen als sinnvolle Lösung. Im Bereich des kabelgebundenen Zugangs läuft die Debatte nicht mehr zwischen Kupfer oder Glasfaser“, so Experten, heute heißt es Kupfer und Glasfaser. Generell gilt dabei: je kürzer der Kupferanteil am Kabel, umso schneller wird das Internet.
Breitband? Aber schnell!
Österreich hat in den letzten Jahren im internationalen Vergleich verloren, was die Versorgung mit Breitbandinternet betrifft. In ländlichen Gegenden stehen Geschwindigkeiten über 30 Mbit/s nur 16 % der österreichischen Bevölkerung zur Verfügung, ergab eine Studie der Unternehmensberatung IHS Global Limited für die EU-Kommission. Im EU-weiten Vergleich liegt Österreich damit am 18. Platz, hinter dem EU-Durchschnitt. Tempo ist schon allein deshalb geboten, weil neben der schier grenzenlosen Video-on-Demand-Euphorie auch andere Anwendungen die Netze bald an ihre Kapazitätsgrenze bringen werden.
Viele dieser Applikationen der Zukunft sind in ihren Auswirkungen noch nicht einmal abschätzbar. Industrie 4.0, Telemedizin, das Internet der Dinge, Cloud Services und vernetzte Automobile sind nur die wichtigsten Überschriften für jene Bereiche, die den Austausch von immer größeren Datenmengen notwendig machen werden.
Niemand kann derzeit seriös voraussagen, welche Rolle etwa selbstfahrende Autos in fünf, zehn oder 50 Jahren im Gesamtverkehrssystem einnehmen werden. Google entwickelt ebenso wie Apple emsig selbstfahrende Gefährte, die großen Autokonzerne wie BMW, Mercedes, Nissan und Toyota arbeiten ihrerseits mit Hochdruck an immer ausgeklügelterer Vernetzung im Auto. Volvo will bis 2017 100 selbstfahrende Autos an Kunden in Göteborg übergeben.
Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche geht davon aus, dass sich ab 2020 serienreife Fahrzeuge autonom auf Autobahnen bewegen werden. Nicht der Sprit-, sondern der Datenverbrauch wird das Charakteristikum diesesMobiles des 21. Jahrhunderts sein. Erste Schätzungen gehen beim „Google-Auto“ von bis zu 750 Mbit/s aus. Ebenso schwer ist exakt zu beziffern, welche Belastungen unter den Stichwörtern „Industrie 4.0“ und „Internet der Dinge“ auf die Netze zukommen. Ersteres beschreibt die Vision von autonom kommunizierenden Maschinen, zweiteres das digitale Universum, angefangen vom Kühlschrank, der aufgrund seines Füllstandes die aktuelle Einkaufsliste auf das Smartphone des Eigentümers sendet, bis hin zu intelligenten Kleidungsstücken. Das daraus resultierende Datenaufkommen wird unvorstellbar groß sein: Die Marktforscher von IDC veranschlagen die Menge an Daten, die im Jahr 2020 erstellt, vervielfältigt und konsumiert werden, auf 40 Zettabyte. Das ist 50 Mal so viel wie im Jahr 2010. Hinter einem Zettabyte stehen 21 Nullen. Das ist ein Vielfaches aller Sandkörner dieser Welt zusammengezählt.
Diese gigantischen Datenvolumina werden aber nur noch zu einem geringen Anteil auf stationären Festplatten liegen. Weit mehr als die Hälfte werden in der Cloud ausgelagert sein, also in entfernten Rechenzentren. Auch immer mehr private Anwender werden von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Laut Cisco-Prognose wird der globale Datenverkehr in der Cloud weltweit schon im Jahr 2018 6,5 Zettabyte ausmachen.
Es braucht nicht noch mehr gigantomanische Zahlen, um zu verstehen: Video-on-Demand-Hits wie „Altes Geld“, „House of Cards“ & Co. sind nur die Vorboten einer allgemeinen Entwicklung, die den zügigen Ausbau des ultraschnellen Internets zu einem Gebot der Stunde machen. „Die Bagger können jetzt schnell kommen“, verkündete Infrastrukturminister Stöger bei der Vorstellung der Förderrahmenbedingungen Anfang März. Man ist geneigt zu sagen: Sie können nicht nur, sie müssen.