Vollautomatisierter Betrieb im Schienenverkehr, intelligenter Kolonnenverkehr oder auch Autos, die "um die Ecke sehen" – moderne Verkehrslösungen sind intelligenter als je zuvor.
Vollautomatischer Betrieb im Schienenverkehr
Ähnlich wie beim Schlagwort „Elektromobilität“, die im Schienenverkehr bereits seit mehr als hundert Jahren in technisch ausgereifter Form höchst erfolgreich praktiziert wird, verhält es sich auch beim Begriff „autonomes Fahren“.
Autonomes Fahren – die Bahn fährt das vor
Insbesondere in geschlossenen Bereichen des Schienenverkehrs, zum Beispiel bei U-Bahnen, sind fahrerunterstützende und auch autonom steuernde Systeme seit Jahrzehnten im praktischen Einsatz. Mittlerweile haben sich auch gänzlich fahrerlos betriebene U-Bahn-Züge im Betrieb bewährt und setzen sich vermehrt durch. So wird auch die derzeit in Planung befindliche neue U-Bahn-Linie U5 in Wien für vollautomatischen Betrieb ausgelegt.
Eine ähnliche Entwicklung läuft im Bereich der Vollbahnen ab (Stichwort ETCS – European Train Control System). Der spurgeführte Schienenverkehr ist ja prädestiniert für den weitgehenden Einsatz der Automation. Für diesen Bereich wurden unterschiedliche Grade der Automatisierung (Grade of Automation, GoA 1 bis 4) definiert. Derzeit laufen intensive Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf diesem Gebiet. Diese Aktivitäten sind auch in das europäische F&E-Programm „Shift2Rail“ eingebunden.
Die Automatic Train Operation (ATO) wird neben Einsparungen aufgrund der erhöhten Produktionskapazität und der verbesserten Infrastrukturnutzung zusätzlich auch etwa 20 Prozent Energieeinsparung durch optimierte Beschleunigungs- und Bremsprofile ermöglichen.
Intelligenter Kolonnenverkehr
Car2Car-Kommunikation bietet neben mehr Sicherheit auch eine effizientere Nutzung von Transportmitteln, zum Beispiel Lkws. Bei der sogenannten Platooning-Anwendung werden beispielsweise mehrere Lkws miteinander über die Technologie gekoppelt. Nur das erste Fahrzeug in einer Kolonne wird vom Fahrer aktiv gesteuert, die übrigen folgen in einigen Metern Abstand – automatisiert. Die Fahrzeuge tauschen untereinander nicht nur Informationen zur Umgebung aus, sondern auch Brems-, Ausweich- oder Beschleunigungsmanöver, die vom ersten Fahrzeug an die folgenden weitergegeben werden.
Vorteile des Platoonings sind, neben erhöhter Sicherheit, auch bis zu 20 Prozent weniger Spritverbrauch, da die Folgefahrzeuge stets im Windschatten des anderen fahren. Lkws werden durch die Platooning-Anwendung weniger oft überholt und können schneller bremsen. Hersteller rechnen mit dem Start von Platooning im Jahr 2020. Logistikexperten gehen laut „Bloomberg Businessweek“ davon aus, dass sogar die Hälfte der europäischen Lkw-Flotte, nämlich 750.000 Fahrzeuge, bis zum Jahr 2025 bereit für Platooning sein könnte.
Der Verband der europäischen Automobilhersteller weist auf die Bedeutung von gesetzlichen Verordnungen und die Frage der Wirtschaftlichkeit als wesentliche Faktoren für einen erfolgreichen Einsatz der Technik hin. Im April fand eine Testfahrt mit sechs Kolonnen von je zwei bis drei Lkws statt, die von Schweden, Deutschland und Belgien nach Rotterdam fuhren.
Autos, die „um die Ecke sehen“
Mehr Sicherheit auf der Straße versprechen Autos, die an Kreuzungen „um die Ecke sehen“ können. Die eingesetzte Technologie basiert auf offenem, an die Automotive angepasstem WLAN, über das Fahrzeuge miteinander kommunizieren und Informationen wie Position, Geschwindigkeit oder Richtung mit ihrer Umgebung (z. B. Infrastruktur und Fußgänger) austauschen.
Diese neue Technologie übertrifft bisherige Sensoren wie Radar und Kameras im Fahrerassistenzsystem und erweitert die 360-Grad-Wahrnehmung über die Sichtweite hinaus. Im Falle einer Gefahr leitet das Fahrzeug automatisch die Bremsung ein, um einen Zusammenstoß zu verhindern. Das US-amerikanische Verkehrsministerium rechnet mit bis zu 80 Prozent weniger Verkehrsunfällen, wenn die Technologie flächendeckend eingesetzt wird.