Smart Grids brauchen eine klare gesetzliche Basis

FEEI-Energieexperte Klaus Bernhardt über die notwendigen Anreize, in Smart Grids zu investieren.

Klaus Bernhardt ist FEEI-Energieexperte.

Technologische Entwicklungen sind den gesetzlichen Rahmenbedingungen meist um Jahre voraus.

Dies sieht man sehr gut am Beispiel von Smart Grids in Österreich. Bereits Mitte der 2000er Jahre begannen in Österreich innovative Netzbetreiber, Technologieunternehmen und Forschungseinrichtungen erste Modellregionen zu planen und neue Stromnetztechnologien zu testen. Abgesehen von der internationalen Anerkennung der österreichischen Smart-Grid-Modellregionen gab es in den letzten fünf Jahren abseits der Forschungsprojekte bereits konkrete Anwendungsfälle, die auch finanziell vom Regulator anerkannt wurden.

Die Anerkennung von intelligenten Lösungen ist aus Sicht der Netzbetreiber aber nicht planbar. Diese Situation löst Unsicherheit bei Investitionsentscheidungen aus und beschränkt damit die Zahl der Betreiber, die sich in diesem Feld engagieren.

Die regulatorische Vorgabe an die Netzbetreiber besteht  darin, die Kosten für die Netzinfrastruktur – bei gleichzeitiger Wahrung einer hohen Versorgungssicherheit –  möglichst niedrig zu halten. Wenn durch den Einsatz neuer Technologien die Kostensteigerungen im Netzbetrieb reduziert werden können, dann ist das an den Verbraucher  weiterzugeben. Aktuell wird der klassische Netzausbau jedoch bevorzugt, weil die Investitionsanreize für intelligente Lösungen fehlen, obwohl diese auf lange Sicht günstiger  wären. Ein Teufelskreis.

Mit dem neuen Regulierungsregime ab 2019 besteht für  den Regulator nun die Möglichkeit, mit der Zeit zu gehen und Smart Grids als echte Alternative zum klassischen  Netzausbau anzuerkennen und im Gesetz zu verankern!  Mit der  gesetzlichen Basis würde den Netzbetreibern mehr Mut  gemacht werden, in innovative Technologien zu investieren und neue Lösungen für ihre Netzinfrastrukturen auszuprobieren. Denn die Energiewende ist da, sie ist nicht aufzuhalten.

Die stark steigende und zumeist dezentrale Einspeisung zum Beispiel von Solar- und Windenergie erfordert vor  allem im Mittel- und Niederspannungsbereich eine aktive und dynamische Steuerung. Aus den Erfahrungen weiß man, dass Smart-Grid-Technologien mit diesen Veränderungen am besten umgehen können und die kostengünstigste  Lösung darstellen. Es ist ein Faktum, dass die Realisierung  einer intelligenten Energieinfrastruktur einen hohen Investitionsbedarf, aber auch ein großes Wachstumspotenzial  für den Wirtschaftsstandort mit sich bringen wird.

Um einen möglichst hohen Mehrwert für die Volkswirtschaft zu erzielen, müssen die Investitionen so gestaltet werden, dass die Wertschöpfung im Inland steigt, Arbeitsplätze gesichert und heimische Unternehmen im internationalen Wettbewerb gestärkt werden. Wenn Österreich es schafft, durchgängige integrierte Smart-Grid-Lösungen zu implementieren, kann eine Positionierung als Leitmarkt  gelingen. Das würde den österreichischen Unternehmen als international sichtbare Referenz für ihre erworbene Systemkompetenz dienen, woraus sich ein deutlicher Vorteil gegenüber  internationalen Mitbewerbern entwickeln kann. Österreichische Netzbetreiber profitieren wiederum von smarten Technologien aus Unternehmen ihres Umfeldes, die einen nachhaltigen und effizienten Netzbetrieb ermöglichen und günstiger als der konventionelle Ausbau zu realisieren sind. Es ist also höchste Zeit, Smart Grids im neuen  Regulierungsregime anzuerkennen.